Mini ITX Crawler für den Heimbedarf

Ich habe vor etwas mehr von zuhause aus zu Crawlen. Für mein Screenshot Projekt (Beschreibung folgt) habe ich mir letztens auf Basis von Desktop Hardware eine Maschine zur Erstellung von Webseiten-Screenhsots zusammengebaut. Das ist auch ganz nett, aber Desktop Rechner ziehen auch Desktop-Strom.

Die These: mit mehreren kleinen Crawlern komme ich auf die gleiche (ich nenne das mal) „Seitenleistung“ bei deutlich weniger Stromverbrauch. Richtige Serverhardware wäre vielleicht auch noch eine Option gewesen, aber da meine Nachbarin von unten dann meinen Serverschrank (in meinem Keller) unter ihrem Schlafzimmer hätte, wollte ich in diese Richtung keinen Versuch wagen (die Dinger sind ja arschlaut).

So war ich für das Crawlen und Parsen von HTML auf der Suche nach halbwegs stromsparenden, leisen und kompakten Rechnern. Meine persönliche Zielvorgabe war ~300 EUR pro Rechner und max. 30 Watt Verbrauch. Große Festplatte brauchen die Rechner nicht, sondern nur Platz für’s OS und bissl Reserve. Datenbank und Massenspeicher liegen zentral.

Hardware

Nach einiger Recherche stieß ich auf das Gigabyte GA-j1900N-D3V für ca. 88 EUR inkl. 4-Kern Celeron, passiv gekühlt, 2x GBit LAN, SO-DIMM, 10 Watt lt. Datenblatt. Ein Gegenkandidat war z.B. das ASRock E35LM1 mit AMD E-240 für knapp 50 EUR, 18 Watt lt. Datenblatt. Alternativen mit Desktopprozessoren waren schnell 20-30% teurer und hatten deutlich mehr Stromverbrauch, was sich dann insb. langfristig auswirken würde. Die sollen ja 24/7 laufen.

Ausschlaggebend waren dann u.A. die zwei Onboard Netzwerkkarten des GA-j1900N-D3V und das mehr an Speed/Kernen bei weniger Stromverbrauch. Die Zusammenstellung der Rechner war final:

  • Gigabyte GA-j1900N-D3V für 88 EUR
  • Mushkin SO-DIMM 8 GB DDR3-1333 Kit für 62 EUR
  • Sandisk SSD 2,5″ 64 GB für 41 EUR
  • SilverStone SST-ST30SF Netzteil für 48 EUR
  • Cooltek U1 Gehäuse für 55 EUR
PC-Teile für Crawler

PC-Teile für Crawler

Damit bin ich bei 294 EUR pro Rechner gelandet.

Wer es richtig billig will, kann da noch gut von abspecken. Älteres Board, weniger RAM, kleinere SSD und einfaches HTPC Gehäuse mit integr. Netzteil und man wird so bei 200 EUR rauskommen.

Es ist halt immer ein Trade-Off … effiziente Leistung klappt ja tendenziell auch bei einem hohen Wattverbrauch. Also hab‘ ich auch Konfigurationen mit dicken CPUs durchgespielt. Vor dem Hintergrund, dass ich zwar einiges vor habe, aber ich nicht das gesamte Internet erfassen will sowie das ganze nicht in ’nem Stromverbrauch eines Mehrfamilienhauses enden soll, habe ich mich dann für die Celerons entschieden.

Das einzig nervige: es gibt keine (?) SFX (oder auch ATX) Netzteile die nur 100 Watt oder vielleicht sogar nur 50 Watt liefern. Auf der Größe geht das dann nur mit externen Netzteilen, aber das find ich irgendwie doof. Oder ist der Wunsch so sehr in der Nische?

Zusammenbau

Größenvergleich

Größenvergleich

An für sich keine große Nummer (ist ja auch nicht viel Hardware). Hab die Zeit nicht gestoppt, aber mehr als ’ne viertel Stunde hat das wohl nicht gedauert. Jeder der weiß, wo bei einem Schraubenzieher vorne ist, bekommt das hin. Die Reihenfolge die bei mir gut funktioniert hat: Mainboard grob vor-verkabelt (im Gehäuse ist ein bissl eng aber noch luftig genug), Board reinschrauben, Netzteil reinschauben, Festplatte reinschrauben, Deckel zu, fertig. Hier einmal im Größenvergleich zu einer normalen CD Hülle

Ubunto drauf, gewünschte Pakete und Dienste dazu, bissl. Konfiguration und Updates. Zusammenbau und fertig machen hat zusammen für beide Rechner etwa 2 Stunden gebraucht.

Ergebnis

Aktuell liegt der Stromverbrauch bei 31 Watt (bei Auslasterung der vier Kerne durch cpuburn [burnBX x 4]). In der Spitze waren es 34 Watt laut Messgerät. Eigentlich hatte ich heimlich auf 20 Watt gehofft. Aber es gibt ja noch einige Komponenten auf dem Mainboard die man deaktivieren kann, die LED am Powerknopf ist bestimmt auch nicht auf Vebrauch ausgelegt. Naja, mal gucken was da so in Summe noch geht.

Und ein bissl warm wird’s den guten so ohne aktive Kühlung. Nach 10 Minuten cpuburn waren die Kerne schon jeweils bei 75°C angekommen. Da ich es so spät am Abend nicht gleich übertreiben wollte, habe ich dann abgebrochen. Um einen Lüfter werde ich wohl nicht herumkommen.

Aber, das erste Ergebnis stimmt zuversichtlich.

Umpfh Erlebnis

Irgendwie scheinen die Dinger nur zu booten, wenn ein Monitor am Ausgang hängt. Die Rechner gaben nur mit Strom und Netzwerk 5 kurze Beeps von sich und Ende. Manual sagt: dat heisst CPU Failure … weiter im Netz gesucht (CPU ging ja), aha, kann auch Grafik-Fehler sein. Angeschlossen. Bild geht. Hmmm? Abgezogen. Startet nicht und Piept. Monitor wieder ran – alles prima. Das muss zwar irgendwo abschaltbar sein aber ich hab’s bisher noch nicht gefunden (das ganze Bios von oben nach unten durchgegangen).

Nachdem ich nach einer Stunde Googlen keine Antwort gefunden hatte bin ich auf eine interessante Lösung gestoßen:

Scheiß auf Konfig, gaukel dem Rechner vor, es hängt ein Monitor dran. Drei Widerstände zwischen 60-80 Ohm reichen dafür, mit diesen werden ein paar Pins verbunden. Soll funktionieren – lese ich in einem mir unbekannten Forum im Internet. Das soll Beweis genug sein.

Starthilfe

Starthilfe

100 Ohm, 1/4 Watt Metallschichtwiderstände waren was am nächsten an der gewünschten Spanne lag (von dem was ich vorrätig hatte). Mit einer Mischung aus „ich hab jetzt keine Lust hier alles zu lesen um zu verstehen was ich gleich sowieso ausprobieren werde“ und „eigentlich kann da ja nicht so viel bei schief gehen“ hab ich es dann probiert. Hat prima geklappt. Rechner booten ohne murren. Laufen stabil und es wird nichts heiß was nicht heiß werden darf.

Das blöde daran, jetzt arbeitet natürlich die Grafikeinheit … und verbraucht Strom.

Naja … wird schon.

Nachtrag vom 29.03.2014

Habe mir beim Conrad noch Widerstände, passende Stecker und Gehäuse geholt und hab die 3 Widerstände in einem kompakten Stecker verbaut. Da kann das dann auch nicht durch rum grabbeln zu Kurzen kommen. Sitzt fest und sicher als Dummy auf dem Monitorausgang.

Ich habe mir beim PC-Laden um die Ecke noch zwei 52mm Papst-Lüfter geholt und auf die Kühlrippen geschraubt. Ich habe dafür normale 3x20mm Gewindeschrauben aus der Baumarkt-Einzeltheke genommen. Mit ein wenig Druck beim ersten andrehen haben die gut in den Rippen gehalten (da musste nichts zurechtgebogen werden).

Leider hatte mir der Händler 1x mit CPU MB Anschluss und einmal mit 4 pol IDE Anschluss mitgegeben. Der durch das Mainboard regelbare Lüfter läuft deutlich leiser (nahezu unhörbar) und nach einer viertel Stunde burnBX (x4) lag dieser bei 46°C. Das Board mit dem ungeregelten Lüfter ist zwar einen Tick lauter hält aber 3-4°C Abstand. Die Lautstärke wäre hier als „stiller“ Wohnzimmerrechner zu laut, aber für den Keller passt das. Der Stromverbrauch ist dadurch aber leider nochmal um 2,5 Watt pro Rechner gestiegen. Ich denke, die 75°C sind passé und es wird sich so knapp unter 50°C einpendeln.

Mit den Stromsparmöglichkeiten hab‘ ich mich allerdings noch nicht weiter geschäftigt. Vermute, aber, dass ich (Switch eingerechnet) bei ~ 40 Watt pro Gerät liegen werde.

Nachtrag vom 04.06.2015

Die Teile sind mittlerweile in den Keller gewandert.

Die beiden kleinen Rechner habe ich immer mal wieder im Einsatz. Wobei einer gereicht und weniger Ausstattung genügt hätte. z.B. die 8GB RAM brauche ich sehr selten und auch den zweiten Netzwerkanschluss habe ich bisher nicht genutzt. Aber so für kleinere Crawling Geschichten von zuhause und für mich zum besseren Kennenlernen von Linux und Netzwerktechnik sicherlich auch noch im nächsten Jahr im Einsatz.

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